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Urs N. Glutz von Blotzheim ist emeritierter Professor der Universität Bern und Ehrendoktor der Universität Freiburg. Er ist weltbekannter Zoologe und Ornithologe und gilt als Doyen der Schweizer Vogelkundler. Sein bekanntestes Werk ist das „Handbuch der Vögel Mitteleuropas“, welches in 14 Bänden erschienen ist und bis heute das Standardwerk der deutschsprachigen Ornithologie darstellt.

Stellungnahme von Prof. Dr. Urs Glutz von Blotzheim zum diffamierenden Schmutzangriff in den Obersee-Nachrichten (Autor Gregor Ruoss) auf LinthGegenWind und alle Windkraftgegner:

Landschaftsverschandelung zugunsten eines verhältnismässig lächerlichen, kostspieligen Stromertrags

Das Thema „Windkraft in der Schweiz“ als angebliche Alternative zum Atomstrom ist zu ernst, als dass der alberne und beleidigende Artikel von Gregor Ruoss (Obersee-Nachrichten 11.01.2018) eine Richtigstellung überhaupt verdient hätte. Der Sache zuliebe sei aber folgendes festgehalten.

Es ist auch Monate nach der Abstimmung vom 21. Mai 2017 unverständlich, dass Umweltschutzorganisationen dem Energiegesetz mit den inakzeptablen Artikeln 12 und 13, wonach Windkraftanlagen nahezu überall möglich sein sollen, zugestimmt oder zumindest nicht dagegen opponiert haben, nur um vom Atomstrom wegzukommen. „Freie Landschaft Schweiz“ hat die ökologischen Folgeschäden erkannt, Verantwortung übernommen und bisher erfolgreich auf die unwiderlegbaren Schattenseiten der Windkraft hingewiesen. Entscheidend sind die Verschandelung der Landschaft und ökologische Schäden an den jeweiligen Standorten und Zufahrtsstrassen zum Zweck eines verhältnismässig lächerlichen Stromertrags.

Die aufgrund der Erfahrungen in Nachbarländern zu erwartenden Todesfälle von Vögeln und Fledermäusen betreffen nur einen Teilaspekt. Die Tötungsraten von Windkraftanlagen hängen vor allem von deren Standort und den Witterungsverhältnissen ab. Wenn Felix Liechti eine Hochrechnung aus vorläufigen Beobachtungen als nicht seriös bezeichnet, ist dem entschieden zuzustimmen. Es ist sogar mehr als fraglich, ob im Rahmen von Gutachten eingeholte Mutmassungen über Tötungsraten wissenschaftlich vertretbar wären, da die für die Gutachten eingeräumte Zeit zu kurz sein wird und hinreichend geschultes Personal bestenfalls in kleiner Zahl zur Verfügung steht. Tötungsraten von Windkraftanlagen mit anderen Verlustursachen zu vergleichen, ist unsinnig. Es kann nicht darum gehen, gravierendere oder weniger gravierende Verlustursachen gegeneinander auszuspielen. Schuld am derzeit selbst für Laien augenfälligen Rückgang vieler Vogelarten sind der Lebensraumverlust, die vielseitig gewinnorientierte statt nachhaltige Landnutzung, die Eutrophierung, der exzessive Pestizideinsatz, Nahrungsmangel, die Zunahme der Prädatoren (die auf Katzen zurückzuführenden Verluste sind so gravierend, dass die Zahl der sich damit befassenden wissenschaftlichen Publikationen in den letzten 3-5 Jahren weltweit sprunghaft angestiegen ist, obwohl das Thema emotional derart belastet ist, dass Gegenmassnahmen vorerst nur in Neuseeland und Australien getroffen werden), die Fragmentierung der Landschaft, Strassen- und Eisenbahnverkehr, Verkabelung, Stromschlag, Kollisionen mit Glas und die trotz eindeutiger Gesetze und Verordnungen immer noch tolerierte illegale Vogeljagd. All diese Verlustursachen summieren sich. Statt den Biodiversitätsschwund endlich zu stoppen, soll entgegen aller Lippenbekenntnisse mit der unrentablen und für die Mehrzahl der Bürger kostspieligen Windkraft ein gravierender Verlustfaktor dazukommen. Es ist richtig, dass sogenannt für Arten- und Landschaftsschutz Geld ausgegeben wird, entscheidend aber ist, dass man davon in der Natur viel zu wenig spürt!

Ein Blick über die Landesgrenzen zeigt, dass Windkraft für wenige lukrativ ist, von der Mehrzahl der Bürger aber abgelehnt wird und sogar zu Abwanderungen führt.

Prof. Dr. Dr. h.c. Urs N. Glutz von Blotzheim

Schwyz, am 11. Januar 2018

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